JINY LAN

Neue Arbeiten

JINY LAN - eine Konzeptkünstlerin der Gegenwart im historischen Verständnis

 

Die chinesisch-deutsche Künstlerin Jiny Lan ist im aktuellen Kunstgeschehen eine feste Größe, die nicht nur in China und Europa gut vernetzt ist.

Ästhetisch von unverkennbarer Bildsprache sind die Arbeiten von Jiny Lan immer ein Ausdruck ihrer direkten Reaktion auf die Lebensgegenwart. Die Künstlerin ist Konzeptkünstlerin, sie ist in erster Linie Malerin, arbeitet aber auch selten an dreidimensionalen Objekten und bringt ihre Ideen durch Performances zum Ausdruck. Dazu gehört auch die Malerei vor Augen des Publikums.

Als Malerin erschafft Lan vor allem figurative Motive in realistischer Handschrift, die von den Betrachtenden unmittelbar rezipiert werden können.

Inhaltlich spiegelt die Künstlerin, deren Name auf Chinesisch übrigens mit „blauer Spiegel“ übersetzt werden kann, die Zeitumstände und die Perspektiven der verschiedenen Regionen der Welt. Mit enormer künstlerischer und stilistischer Bandbreite reagiert Jiny Lan auf die Vorgänge der Welt und kommentiert diese mal kritisch, mal voll philosophischer Weisheit.

Auch wenn die Arbeiten von Jiny Lan objektiv scheinbar so einfachen Bildgattungen, wie Landschaften, Stadtveduten oder Portraits zuzuordnen sind, so komplex können die Subtexte sein, die sie den Darstellungen hinzufügt. Fast allen Arbeiten von Jiny Lan ist gemeinsam, dass die Künstlerin die verschiedensten Inhalte poetisch miteinander verbindet. Jiny Lan hat in der Zeit der permanenten digitalen Bildvermittlung internationaler Begebenheiten in Echtzeit innovativ eine Form der Kunst entwickelt, die die verloren geglaubten Bildgattungen der Allegorie und des historischen Erzählbildes in die Gegenwart holen.

Das subjektive Erleben und das Leben im Allgemeinen verwandelt die Künstlerin in ihrem Individualstil zu Kunstwerken, die davon erzählen, wie es als Frau und Künstlerin ist, Zeit und Gegenwart zu erleben.

Eine eigene Kategorie stellt dabei der Humor dar, mit dem die Künstlerin auf Dinge schaut und auch die widrigsten Erfahrungen des Lebens mit einem ungewöhnlichen, humorvollen Blick zu Kunstwerken verarbeitet, die neue authentische Blickwinkel auf zum Teil festgefahrene Situationen ermöglichen.

Die Kunstwerke von Jiny Lan gehen stilistisch einen unverkennbaren Weg. So unterschiedlich die einzelnen Gemälde sind, so sehr sind alle Arbeiten sofort ihrer Urheberin zuzuordnen.

Der westlich geprägten Sicht auf die Dinge fügt die Künstlerin häufig Indikatoren der chinesischen Kultur hinzu. Die Wechselbeziehung ihrer Herkunftskultur und ihrer selbst gewählten Lebensrealität als Chinesin hauptsächlich in der Bundesrepublik Deutschland zu leben, spricht aus vielen ihrer Arbeiten. In einem einzigen Werk können kunsthistorische Referenzen an die europäische Kunstgeschichte der alten und neuen Meister und die klassische oder gegenwärtige Kultur Chinas erscheinen, aktuell kombiniert die Künstlerin in ihren Gemälden klassische europäische Götter oder Skulpturen mit großen chinesischen Schriftzeichen, den sogenannten Charakters.

Jiny Lan erreicht damit eine Dichte der Deutungsmöglichkeiten, wie keine anderen Protagonisten der Gegenwartskunst.

Jiny Lan ist durch Ihre Einzelausstellungen in Museen, Kunstvereinen und Präsentationen wie bei der Biennale von Venedig im Museum Correr 2019 zu einer festen Größe im internationalen Kunstbetrieb geworden.

Eines ist dabei deutlich geworden, Jiny Lan ist Weltkunst, vielfältig und anregend, aber niemals vorhersehbar oder langweilig. Ihr Blick auf die Welt erweitert immer die Perspektive der Betrachtenden.

Colmar Schulte-Goltz

 

 

Jiny Lan
Si Si Si Si Si Si

Jiny Lan ist als Konzeptkünstlerin und bedeutende Malerin an einem ganz besonderen Punkt ihrer Karriere. Drei Jahre hatte die Künstlerin für das Museum Schloss Moyland gearbeitet und schließlich mit Beuys-Arbeiten der Sammlung Berger die erste Ausstellung des Künstlers Joseph Beuys in China organisiert. Die Künstlerin arbeitete als Kuratorin intensiv dafür, den Vater der Konzept-Kunst und des erweiterten Kunstbegriffes auch in ihrer Heimat China zu würdigen. Eine der wichtigsten Fluxus-Aktionen von Joseph Beuys war eine Performance in der Kunstakademie Düsseldorf im Jahr 1968. Beuys, Johannes Stüttgen und der Komponist Henning Christiansen wiederholten damals immer wieder die Worte „Ja Ja Ja Ja Ja Nee Nee Nee Nee Nee“ als Mantra. Die einstündige Aktion wurde aufgenommen und auf einer Schallplatte für die Kunstgeschichte festgehalten.

Auf der Einladung zu ihrer aktuellen Ausstellung inszeniert sich nun Jiny Lan mit erhobenem Zeigefinger im Deklamationsgestus, im Arm hält sie eine Babypuppe mit einem Herrenhut. Hierbei bezieht sich Jiny Lan auf eine andere bedeutende Aktion von Joseph Beuys: „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“, vom 26. November 1965 in der Düsseldorfer Galerie Schmela. Beuys nutzte darin wie ein Schamane den Hasen, das ewige Fruchtbarkeitssymbol, als Medium.

Künstler-Generationen später setzt sich Jiny Lan in diese Tradition. Auch sie ist eine selbsternannte Schamanin, die als Konzeptkünstlerin die prägenden Eindrücke von Joseph Beuys auf sich und ihre eigene Mythologie zu einer neuen Perspektive verbindet.

Die chinesische Künstlerin beschäftigt respektvoll und zugleich kritisch mit einem feministischen Ansatz mit Joseph Beuys.

In den neuesten Arbeiten der Künstlerin verbinden sich somit viele Reflexionsebenen: mythologische Aspekte aus China und Europa, Kunstgeschichte, Zeitgeschichte, Soziologie und private Mythologie. Bei genauerer Betrachtung erkennt man in den neuesten Werken der Künstlerin immer wieder Referenzen an Joseph Beuys. Einmal in der direkten Abbildung des Künstlers, ein andermal im Zitat der für ihn typischen Requisiten, wie Anglerweste oder Filzhut.

Jiny Lan inszeniert sich damit als Meisterin, die auf den Platz eines männlichen weißen Malers rückt, dabei immer wieder das Geschlechterverhältnis thematisiert und selbstverständlich in der ihr eigenen Konzeption entwickelt.

Jiny Lan ist auf diese Weise alles zusammen: Malerin, Konzeptkünstlerin, Feministin und eigentlich damit ein Kristallisationspunkt von Weltwahrnehmung. In ihren aktuellen Arbeiten spielen Frauen die Rolle des Schamanen. Jiny Lan beruft sich hier auf die Tradition des alten China, die Bedeutsamkeit des Schamanen, der mit dem Gespür für die Natur den Weg der Menschen begleitet. Frei nach dem Beuys-Motto „Jeder Mensch ein Künstler“, überträgt Jiny Lan die Bedeutung des Künstlers auf die Schamanen. Nun heißt es bei ihr, „Jede Frau eine Schamanin“. Ihre Schamaninnen sind schön, unnahbar, geschmückt, hoheitlich und leuchtend.

Jiny Lan fügt Ästhetik, Inhalt, Innovation, Individualität, authentische Wirkung und technisch einzigartige Gemachtheit zu Bildern von selbstverständlich komplexer Wirkung. Alle Arbeiten erreichen ihr Publikum über ihre sinnliche Farbigkeit. Wie ihre Urheberin selbst, strahlen die Arbeiten eine vexierbildhafte Anziehungskraft aus. Beiden kann man sich kaum entziehen.
 
Colmar Schulte-Goltz


Jiny Lan has reached a very special point in her career as a conceptual artist and important painter. For three years, the artist worked for the Museum Moyland and organized the first exhibition of (the) artist Joseph Beuys in China with artworks from the Berger collection. The artist in her role as curator worked hard to honor the father of conceptual art and the expanded concept of art in her home country China.

One of the most important Fluxus actions by Joseph Beuys was a performance at the Düsseldorf Academy of Fine Arts in 1968. At that time, Beuys, Johannes Stüttgen and the composer Henning Christiansen repeated the words 'Ja Ja Ja Ja Ja Nee Nee Nee Nee' over and over again as a mantra. This one-hour action was recorded on a vinyl record - a document of art history.

On the invitation card to her current exhibition, Jiny Lan stages herself with a raised index finger in a declamatory gesture, in her arms she holds (is holding) a baby doll with a (wearing) a gentleman's (men’s) hat. Here Jiny Lan refers to another important action by Joseph Beuys: 'How to Explain Pictures to a Dead Hare', on (from) November 26, 1965, at the Galerie Schmela in Düsseldorf. Beuys, like a shaman, used the hare, the eternal symbol of fertility, as a medium.

Generations of artists later, Jiny Lan continues this tradition. She, too, is a self-proclaimed shaman who, as a conceptual artist, (is) combining the formative influence of Joseph Beuys on herself and her mythology to create a new perspective.

Jiny Lan pays homage to Joseph Beuys with a lot of Respekt, a critical eye and feminist perspective.

The artist's latest works combine many levels of reflection: mythological aspects from China and Europe, art history, contemporary history, sociology, and private mythology. On closer inspection in the artist's latest works references to Joseph Beuys are repeatedly apparent. Either as direct depiction of the artist or with relating objects, such as the fishing vest or the felt hat.

Thus, Jiny Lan stages herself as a master who naturally takes the place of a white male painter, while emphasizing gender relations and naturally developing them in her own conception. Jiny Lan unifies these different views: painter, conceptual artist, feminist and in fact a focal point of world perception.

In her current works, women play the role of a shaman. Jiny Lan refers to the tradition of ancient China, the significance of the shaman, who accompanies the path of mankind with a sense for nature. Freely following the Beuys motto 'Every man an artist', Jiny Lan transfers the meaning of the artist to the shamans. Now she says, 'Every woman a shaman'. Her shamans are beautiful, aloof, adorned, majestic and luminous. Jiny Lan combines aesthetics, content, innovation, individuality, authenticity, and technical uniqueness to images of high complexity and ravishing beauty. All works attract their audience through their sensual colours. Like their creator herself, the works express a suggestive allure. One can hardly escape either of them.
 
Colmar Schulte-Goltz

JINY LAN

1970  born in Xiuyan, Liaoning (CN)
1988 - 1991  studied economy at Bohai University, Liaoning (CN)
1991 - 1994  studied at China Academy of Fine Arts, Zhejiang (CN)
1994 - 1995  art editor bei People’s Daily, Beijing (CN)
1995  immigration into Germany
2006 - 2009  project coordinator at Stiftung Museum Schloss Moyland
since 2017  international section director of Chinese art magazine „National Arts“

 

 

 

Ausgewählte Einzelausstellungen / selected solo exhibitions (2013 - 2021)


2021
Si Si Si Si Si Si, kunst-raum schulte-goltz-noelte, Essen (DE)
2020
Tauriform Destiny Galerie Kunsthalle Messmer, Riegel (DE)
Prospektiv - Jiny Lan-Malerei, Wasserburg Haus Graven, Langenfeld (DE)
Jiny Lan - One Artist Show, Art Karlsruhe mit kunst-raum schulte-goltz-noelte, Essen (DE)
Voyage Voyage - Jiny Lan Malerei, Galerie Laing (DE)
2019

Genealogies, Biblioteca Nazionale Marciana, Venedig (I)

Cool guys don’t look back at explosions, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

Made in Germany, Museum TAFA, Tianjin Academy of Fine Arts, Tianjin (CN)

Jiny Lan - Meisterwerke, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen (DE)

From Grapes to Wine, Villa van Delden Ahaus, Ahaus (DE)

2018
The World is Sometimes Flat, Sometimes Round, Galerie Schultz, Berlin (DE)

2017
Alternative Fiction, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

Visionsverwaltung, Kunstforum Wien Bank Austria, Wien (AT)

Globales, Nonverbales Galerie Shanghai, München (DE)

2016
Bald Girls - Fempire de Mai, L’Espace des Femmes - Antoinette Fouque, Paris (FR)

2015
Female Fairytale, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

2013
Ein-Personen-Chor, NRW-Forum, Düsseldorf (DE)


Ausgewählte Gruppenausstellungen / selected group exhibitions (2013 - 2021)


2021
summer journey, kunst-raum schulte-goltz-noelte, Essen (DE)
Ankauf Deutscher Bundestag, Berlin (DE)  
2020
Index 20, kunst-raum schulte-goltz-noelte, Essen (DE)

2019
Europa: Wir haben die Wahl, Cubus-Kunsthalle Duisburg (DE)

Index 19, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

2018
Rent a Thirdhand Experience, Confluentes III. Festival, Ludwig Museum Koblenz (DE)

Mona Lisa, Wasserburg Haus Graven, Langenfeld (DE)

Index 18, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

2017
China Dialog: Transmission, Ludwig Museum Koblenz, Koblenz (DE)

Mona Lisa, galerie goltz an der philharmonie, Essen (DE)

Mona Lisa, Villa van Delden Ahaus, Ahaus (DE)

Index 17, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

2016
Another Germany, Cubus Kunsthalle Duisburg, Duisburg (DE)

Silk Road Internationale Kulturausstellung, Dunhuang (CN)

Creative Frenzy, Galerie Schultz, Berlin (DE)

Index 16, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

2015
Infinitive Love, City Hall Hongkong (CN)

Index 15, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

2014
Bald Girls - Pink Solution, Fundacion Lia Faro del Tempo, Bogota (CO)

Bald Girls - Timelag, Frauenmuseum Bonn (DE)

Index 14, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (DE)

2013
9th Shanghai Biennale, Shanghai Museum für zeitgenössische Kunst (CN)

Bald Girls 2 - A Door, Zajia Art Center, Beijing (CN)

 

Ausgewählte Performances / selected performances

 

Rent a Thirdhand Experience, Ludwig Museum, Koblenz (2018)

Augenzeugen für Fälschung gesucht, Museum Kunstforum Wien Bank Austria, Wien (2017)

Vis-A-Vis, L’Espace des Femmes - Antoinette Fouque, Paris (2016)

Lack (Le) By Low (mit Ben Patterson) Performance Day, Wiesbaden (2015)

The Mourning of 7. July, Bogota (2014)

Bat Wo-Man, Berlinische Galerie (2014)

Who`s Your Daddy?, Frauenmuseum Bonn (2014)

One Person Room, NRW Forum Düsseldorf & Shanghai Museum of Contemporary Art (2013)

Bald Girls (mit Xiao Lu, Li Xinmo) Iberia Center for Contemporary Art, Beijing (2012)

FALTBLATT

JINY LAN @ LANgenfeld
one-woman-show JINY LAN "prospektiv"
Wasserburg Haus Graven, Langenfeld

12.7. bis 13.9.2020

JINY LAN
 Cool guys don't look back at explosions

30.8. bis 5.10.2019

JINY LAN
Genealogies

   Sale Monumentali, Biblioteca Nazionale Marcina, San Marco 13/a,30124 Venezia

6.9. bis 3.11.2019

JINY LAN
from grapes to wine
Villa van Delden, Ahaus

5.5. bis 2.6.2019